DESIGNETZ Saarland - Leuchtturmprojekt der Energiewende zieht positive Bilanz

Dass die Energiewende technisch machbar ist, hat DESIGNETZ Saarland belegt und wie sie tatsächlich gelingen kann, am 09.11. auf seinem virtuellen Abschluss-Event präsentiert. Vor Branchenvertretern, Politprominenz und Fachpublikum an den Monitoren.

Nach vier Jahren geht eine der bedeutendsten Forschungsinitiativen zur Energiewende in Deutschland zu Ende. In einem der fünf „Schaufenster intelligente Energie“ (Sinteg) haben die Stadtwerke Saarlouis u.a. mit den saarländischen Partnern DFKI, Hager, htw, Scheer und der VSE Gruppe in „Designetz“ Lösungen und Strategien zur Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz der Zukunft erarbeitet. Sie dienen bundesweit und darüber hinaus als Blaupause und können helfen, die 2015 in Paris beschlossenen Ziele zur Senkung des CO2-Ausstoßes auch zu erreichen.

Die Energiewende stellt sämtliche Akteure der Energiewirtschaft vor immense Herausforderungen, die in puncto Komplexität ihresgleichen suchen. Tobias Hans, Ministerpräsident des Saarlandes, der sich per Video-Botschaft an dem Abschluss-Event beteiligte, dankte den Partnern für ihr Engagement und würdigte ihre besondere Leistung: „Verteilnetzen für Strom kommt eine immer größere Bedeutung zu, wenn es darum geht, unsere digitalisierte, technologisierte Welt auch dauerhaft und gut mit Strom zu versorgen.“

„Die Energiewende ist eine umfassende Gemeinschaftsaufgabe, die eine entsprechend ganzheitliche Lösung erfordert“, betonte die saarländische Ministerin für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, Anke Rehlinger, in der Podiumsdiskussion „Energiewirtschaft und Politik“. „Nur durch die Bündelung von Wissen und den Zusammenschluss vorhandener Technik schaffen wir es, sie erfolgreich voranzutreiben. Designetz beweist, dass Partner unterschiedlichster Bereiche – sei es Industrie, Energiewirtschaft, Politik, Kommunen oder Forschung und Entwicklung – gemeinsam und produktiv an Lösungen für die Energie der Zukunft arbeiten können. Ich freue mich, dass wir als Saarland einen Teil dazu beitragen können.“

Das Forschungsprojekt
Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat Designetz eine funktionierende Blaupause für das „Energiesystem der Zukunft“ hervorgebracht. Die Energiewirtschaft hat sich bei dieser Mission für externe Partner geöffnet und im Gegenzug Unterstützung von Unternehmen, Instituten und Organisationen erhalten, die jeweils auf ihrem Gebiet exzellent sind. Intelligente Messsysteme z. B. in Verbindung mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) bringen deutlich mehr Transparenz in die Niederspannungsnetzte, die lange Zeit als Blackbox galten.

Bei Designetz haben insgesamt 46 Partner aus den Bereichen Wissenschaft und Forschung sowie Energiewirtschaft, Industrie und IKT unter der Konsortialführung der innogy/EON zahlreiche Einzellösungen zu einem praxistauglichen Gesamtsystem zusammengefasst. Das „Schaufenster“ erstreckte sich mit den Bundesländern Nordrhein-Westfahlen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland über eine ideale Modellregion. Sein besonderer Mix aus dünn besiedelten Landstrichen, Metropolen und Industriezentren gilt als charakteristisch für ganz Deutschland.

Designetz Saarland
Bei der Gesamtbetrachtung nimmt Designetz Saarland eine Mittelstellung ein. Hier gibt es Windenergie, wenngleich nicht so stark wie in Schleswig-Holstein, und es gibt Photovoltaik, jedoch nicht so ausgeprägt wie etwa in Bayern. Zudem hat das Saarland eher ländlich geprägte Regionen und gleichzeitig mit der Stahl- und Automobilindustrie repräsentative Lastzentren zu bieten. So lassen sich seine Ergebnisse auf nahezu alle Bundesländer übertragen.

Theorie trifft Praxis
Eine Besonderheit der Forschungsinitiative ist die enge Verzahnung von Theorie und Praxis. So sieht ihr Konzept Arbeitspakete vor, in denen Partner an theoretischen Ergebnissen arbeiten, und sogenannte Demonstratoren. Darin unterziehen sich die „frisch“ entwickelten Lösungen direkt einem Praxistest, dessen Resultate wiederum zeitnah zur weiteren Optimierung in die Arbeitspakete zurückfließen. Innerhalb der Demonstrationsprojekte waren die Stadtwerke Saarlouis im Netz-Projekt „EMIL“ (Energienetze mit innovativen Lösungen) aktiv. Hier wurden gemeinsam mit der VSE, energis Netzgesellschaft sowie DFKI, Hager Group und der htw saar und überregionalen Partnern innovative Technologien zur Netzführung entwickelt und erprobt. Hauptziel war die Entwicklung und Integration eines Niederspannungsleitsystems im bis dato nicht überwachten Niederspannungsnetz. Hierdurch können die Energieversorger einen sicheren und zuverlässigen Betrieb der Versorgungsnetze auch unter den steigenden Anforderungen der Energiewende gewährleisten und darüber hinaus weitere Erneuerbare Energien und Verbraucher wie die Ladestationen von Elektromobilen in die Netze integrieren. Die entwickelten Lösungen werden nach Projekteende weiter im Netzgebiet von Saarlouis ausgerollt.

Akzeptanz in der Bevölkerung
Die Energiewende kann nur gemeinsam gelingen. Diese Aussage schließt ausdrücklich alle Bürgerinnen und Bürger als elementare Akteure der Energiewende, als „Prosumer“ mit ein. Sie müssen die neuen Technologien verstehen und annehmen. Bei Designetz Saarland wurde diese Überzeugung gelebt und bereits in der Konzeptphase des Projekts in Form von verschiedenen Einrichtungen implementiert. Und die Bestrebungen, breite Teile der Bevölkerung mitzunehmen, in die Forschungsinitiative einzubinden, sind vielfältig. Sie reichen von einer Designetz-App über öffentlich zugängliche Demonstratoren, Stelen und „Haltestellen“ auf einer „Route der Energie“ bis hin zu Akzeptanzforschung, Bürgerbefragungen und einem eigenen Kommunikationskonzept. Überall können sich Interessierte nach Belieben umfassend über den Stand der Technik informieren. In Saarlouis sind die interaktiven Informationstafeln im Rathaus, im Kundencenter der Stadtwerke und im Testgebiet in Fraulautern in der Schlesierstraße verortet.

Dass die Energiewende ein langwieriges Gemeinschaftsprojekt ist, vielleicht das wichtigste dieser Generation, weiß wohl niemand besser als der Astrophysiker und Naturphilosoph Prof. Dr.Harald Lesch. In seiner Keynote, die zum Abschluss-Event ebenfalls per Video-Clip eingespielt wurde, unterstrich er eindringlich die Bedeutung dieses Projekts für die Zukunft: „Wenn wir uns die Symptome der globalen Erwärmung anschauen, wird es umso klarer, wie wichtig Ihre Arbeit ist“, hob der Wissenschaftler die Leistung der saarländischen Partner hervor. „Wir müssen so schnell wie möglich das entsprechende Netz zur Verfügung stellen, dass die erneuerbaren Energien möglichst dezentral eingespeist und gespeichert werden können.“ Der Appell des ZDF-Wissenschaftsexperten richtete sich auch an die Politik. „Ich hoffe, dass möglichst viele Politikerinnen und Politiker aus den Ergebnissen lernen, die Sie hervorgebracht haben. Dabei dürfen wir bei aller Innovationskraft und allen technischen Möglichkeiten einer reichen Industrienation auch die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger nicht aus den Augen verlieren. Denn am Ende, wenn alle technischen Parameter optimiert und ausgereizt sind, werden wir nicht umhinkommen, gemeinsam Energie zu sparen.“

Ein Video des gesamten Beitrags können Sie unter www.designetz-saarland.de einsehen.